Roland Pichler, HTBLA Kapfenberg
 
Näherungspolynome - 1. Teil

Mathematische Inhalte:

Lineare Gleichungssysteme, Matrizenrechnung

Anwendung:

Berechnung von Werten zwischen gemessenen Argumenten (Interpolation), wobei eine Reihe von Meßpunkten mit voneinander verschiedenen Stützstellen zugrundegelegt wird.

Kurzzusammenfassung:

Die Interpolationspolynome werden mit Hilfe von Mathcad und Derive bestimmt und grafisch ausgegeben, wobei man die verschiedenen Darstellungsformen vergleichen kann.

Lehrplanbezug:

2. Jahrgang: Erstellung Polynomfunktionen durch Angabe von mehreren Stützpunkten, Lösung von linearen Gleichungssystemen mit mehreren Variablen.

3. Jahrgang, 4. Jahrgang; alle Abteilungen

Zeitaufwand:

Ohne Programmeinschulung für die Schüler 3 bis 4 Stunden.

Mediales Umfeld:

Hardware: Personal Computer

Software: DERIVE 3.0, Mathcad 5.0

Name auf Diskette: INTPOL.MCD (Mathcad-File), INTPOL.MTH (Derive-File)

 1. Inhalte des Beitrages

Ausgehend von 5 Stützpunkten ist ein Näherungspolynom so zu bestimmen, daß diese 5 Punkte auf dem Funktionsgraphen liegen. Diese Näherungsfunktion soll durch ein Polynom vierten Grades dargestellt werden.Die Koeffizienten des Interpolationspolynoms werden mit Hilfe von DERIVE und Mathcad berechnet, wobei die Bestimmung über lineare Gleichungssysteme und über die Matrizenrechnung läuft.

2. Einführung

Es gibt viele Möglichkeiten eine Funktion so zu definieren, daß sie gegebene Wertepaare als Elemente besitzen. Da jedoch Polynome einen einfachen Aufbau haben und außerdem schnell berechenbar sind, eignen sie sich besonders gut für die obige Aufgabenstellung. Diese lautet folgendermaßen:

 Gesucht ist eine ganzrationale Funktion P höchstens n-ten Grades

welche mit einer Funktion f in den n + 1 gegebenen Wertepaaren

(x0 ; y0), (x1 ; y1),.............., (xn ; yn) übereinstimmt:

 

Von zentraler Bedeutung für die Bestimmung der Näherungspolynome ist nun folgender Satz:

Dieses eindeutig bestimmte Polynom kann in verschiedener Form dargestellt werden. So z.B. als Lagrangesches oder als Newtonsches Interpolationspolynom, wobei das Newtonsche Interpolationspolynom für praktische Berechnungen wesentlich günstiger ist.

Eine andere Möglichkeit liefert der Ansatz über lineare Gleichungssysteme. Die Bestimmung der Koeffizienten ai führt auf solche und deren äquivalente Matrizengleichungen. Das "händische" Berechnen bringt aber einige Schwierigkeiten mit sich (besonders wenn 4 oder mehr Stützpunkte vorhanden sind). Diese Schwierigkeiten vermindert nun der Einsatz von Computeralgebrasystemen wesentlich.

3. Ausführung

3.1. Aufgabenstellung

Fünf Stützpunkte P0(- 3; - 5), P1(- 1; 1), P2(3; - 1), P3(- 2; 3) und P4(1.5; - 1) sind gegeben. Das Interpolationspolynom vom Grade 4 ist zu bestimmen und graphisch darzustellen.

Die Vorgabe der fünf Stützpunkte führt auf ein lineares Gleichungssystem mit den fünf Unbekannten

a0 , a1 , a2 , a3 und a4 , welches man etwa so anschreiben kann:

Die Lösung dieses Gleichungssystems sind die Koeffizienten des Interpolationspolynoms

3.2. Berechnung mit Mathcad

Die Dokumentation der Berechnung wurde vollstängig mit Mathcad durchgeführt (Ausnahmen sind die Zeilen, welche in Times New Roman geschrieben sind).

 

Zur graphischen Darstellung des Näherungspolynoms sind folgende Vorarbeiten sinnvoll.

Hinweis:

Einzeichnen der Stützpunkte:
Spur 4
Symbol: Fld
Linie: kein
Spurformat: Linien

Eine zweite Möglichkeit der Lösung des linearen Gleichungssystems führt über Matrizengleichungen. Gleichungssysteme sind mit Hilfe von Mathcad besonders übersichtlich darzustellen.

Die Ausführung wird auf der nächsten Seite gezeigt.

 Die weiteren Koeffizienten erhält man, indem z. B. a1 oder a2 usw. eingegeben werden.

 3.3. Berechnung mit Derive:

Zuerst müssen die Koeffizienten x0 , y0 , x1 ,....... definiert werden. Man erhält 10 Ausdrücke #1 bis #10. Anschließend wird das Gleichungssystem folgendermaßen eingegeben:

 

InputMode:= Word
(Unterscheidet Zeichenketten bei der Eingabe; a0, a1, ...werden als verschiedene Variable erkannt)
Mit ENTER quittiert, erhält man die Matrixform des Gleichungssystems.
soLve bzw. approX liefern die exakte bzw. numerisch approximierte Lösung des Systems.

 

Eine weitere Möglichkeit bietet Derive durch Verwendung der Funktion FIT.
Diese Funktion liefert eine Ausgleichskurve, welche die Summe der Quadrate der Abweichungen zu den Datenpunkten (x0 ,y0), (x1 , y1), ..... minimiert.
Ist die Anzahl der Datenpunkte gleich der Anzahl der Koeffizienten des Näherungspolynoms, so erhält man (bis auf Rundungsfehler) exakt dieses Polynom.
Die Eingabe erfolgt wiederum in Matrixform:
 ENTER und Simplify bzw. approX liefern die exakte bzw. numerisch approximierte Lösung des Gleichungssystems.
Will man das Näherungspolynom zeichnen, so markiert man z.B. #16 und gibt Graphik und anschließend Zeichne ein.
Die Stützpunkte erhält man, indem man in der Datenmatrix (FIT[...]) die Daten markiert und dann zeichnet.

 Literaturhinweise:

Handbuch zu DERIVE

Handbuch zu Mathcad

Gert Böhme: Algebra, Analysis 1, Analysis 2; Springer Verlag, 1991