Wilfried Rohm, HTL Saalfelden, wrohm@aon.at
 
Der schiefe Wurf - Animationen mit TI-92/ Mathcad und Excel

Mathematische Inhalte:

Parameterdarstellung von Funktionen (Beispiel: Schiefer Wurf); Nullstellen von Funktionen und deren Berechnung. Didaktische Überlegungen : Dass beim schiefen Wurf die größte Wurfweite bei einem Abwurfwinkel von 450 erzielt wird, kann auf verschiedenste Arten (von elementaren geometrischen Überlegungen bis zur Differentialrechnung ) gezeigt werden. Da dieses Problem auch historisch gesehen eine große Rolle spielte, stößt es immer wieder auch auf das Interesse von Schülern. Das Beispiel eignet sich daher gut, das Phänomen eines "Extremwertes" von mehreren Seiten her zu beleuchten. Eine dieser Seiten ist eine Animation des Wurfvorganges. Kurzzusammenfassung: Eine Animation soll zeigen, dass beim schiefen Wurf (ohne Berücksichtigung des Luftwiderstandes) bei einem Abschußwinkel von 450 die größte Wurfweite erzielt wird. Die Umsetzung soll am TI-92, in MATHCAD und in einer Tabellenkalkulation (EXCEL) schrittweise vorgeführt werden und schließlich einen Vergleich ermöglichen. Lehrplanbezug: Quadratische Funktionen (2.Jahrgang);
Extremwerte von Funktionen (3.Jahrgang).
Mediales Umfeld: TI-92 oder TI-92-PLUS; Web-Browser + Spezialsoftware;
Mathcad (Version 2000), Excel.
Dateien:
ro_wurf.avi
ro_wurf.mcd
ro_wurf.xls
1) Umsetzung am TI-92

Der TI-92 ermöglicht den Aufbau von Animationen, indem mehrere Einzelbilder erzeugt und zu einem "Film" zusammengefaßt werden. Dies kann sowohl mit 2- als auch 3-dimensionalen Bildern erfolgen.
Die einzelnen Bilder müssen zunächst mit dem gleichen Namen und aufsteigender Nummer abgespeichert werden (z.B: Bild1, Bild2, Bild3, ...). Anschließend erlaubt der Befehl cyclepic das Abspielen der Bilder, wobei folgende Syntax verwendet wird:

CyclePic Bildnamenstring, n [ , Wartezeit] [, Zyklen] [, Richtung]

Bedeutung der Parameter:
 
Bildnamenstring Grundname der Bilder in Anführungszeichen, z.B: Bild
n Anzahl der zu durchlaufenden Bilder (müssen vorher definiert worden sein)
Wartezeit Sekunden zwischen den Bildwechseln (Voreinstellung: 1 sec)
Zyklen Wiederholhäufigkeit = Anzahl der hintereinander ablaufenden Zyklen
Richtung 1 ® nur in einer Richtung (vorwärts)

-1 ® vorwäerts und rückwärts laufend

Lösung des Beispiels (prinzipielle Vorgangsweise)

1) Ausgangspunkt ist die Parameterdarstellung des schiefen Wurfes:

2) Es wird eine parameterfreie Form y(x,a ) ermittelt, die neben x in Abhängigkeit vom zu variierenden Winkel a definiert wird.

3) Zeichnen der einzelnen Bilder und Abspeichern unter gleichem Namen mit fortlaufender Nummer:
     wurf1, wurf2, ...

4) Animation mit Hilfe des cyclepic – Befehles.
 
 

TI-92-Protokoll
 
100 ® v0 // v0 = 100 m/s
9.81 ® g
x/(v0*cos(a ))® t // Parameter t aus x(t) explizit machen
v0*sin(a )*t-g/2*t^2 // y(t) in parameterfreie Form umrechnen
®y(x,a ) // Ergebnis unter y(x,a ) speichern
Graph y(x,a ) | a = 300 // Bild Abspeichern: F1 / Save Copy As / Type: Picture
   Variable: wurf1
ClrGraph
Graph y(x,a ) | a = 350
// Bild Abspeichern: F1 / Save Copy As / Type: Picture
   Variable: wurf2
ClrGraph
.....................................
Graph y(x,a ) | a = 600 // Bild Abspeichern: F1 / Save Copy As / Type: Picture
   Variable: wurf7
Clrgraph
CyclePic "wurf",7,.2,1,­1  // 7 Bilder wurf1 – wurf7 , je 0.2 sec, 
   1-mal wiederholen, hin und retour
CyclePic "wurf",6,.2,3,­1 // so wie vorhin, aber 3-mal wiederholen
CyclePic "wurf",7,.2,3 // so wie vorhin, aber nur in einer Richtung

Anmerkung: Ohne die Verwendung von Clrgraph in der obigen Kette von Graph-Anweisungen entsteht das abgebildete Bild.

 
VORSICHT beim Speichern von Bildern: Wegen der beschränkten Speicherplatzressourcen ist unbedingt zu empfehlen, Bilderfolgen auf Dauer extern (auf dem PC) zu speichern!!

ERGÄNZUNG:

Jörg Kliemann hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass sich dieses Beispiel gut eignet, um den Aufbau einer Animation in einem WEB-Browser zu erläutern. Ich übernehme dazu seine "Anleitung zur Erstelllung eines einfachen Daumenkinos auf einer Web-Seite":

Die (oben beschriebenen) TI-92-Graphen können über die GraphLink-Software von Texas Instruments als TIF-Dateien abgespeichert werden und mit passender Grafik-Software (z.B. IrfanView - www.irfanview.com ) in GIF-Dateien konvertiert werden. Mit Hilfe der Dateien daumenkino.htm, daumenkino.css, daumenkino.js und daumenkino1.js, die sich im selben Ordner wie die einzelnen Bild-Dateien befinden müssen, kann man nun die einzelnen Bilder als Trickfilm in einer Web-Seite ablaufen lassen, die mit einem Web-Browser (Internet Explorer, Netscape Navigator) dargestellt werden kann. Wie sich die Einzelbilder leicht in die Animation einbauen lassen können, ist erklärt, wenn Sie die Datei daumenkino.htm öffnen. Für den Download aller notwendigen Dateien klicken Sie hier: ®daumenkino.zip

2) Umsetzung in Mathcad

Grundsätzliche Vorgangsweise beim Erstellen einer Animation in Mathcad

  1. Mathcad verwendet eine vordefinierte Variable FRAME (Bild) zum Erstellen von Animationen. Damit ist gemeint, daß eine Bildfolge von einer bestimmten Variable abhängig gemacht werden kann.

  2. z.B:       R := 100 + FRAME*10                // Frame wird als Art Laufvariable verwendet;
                                                                          anfangs ist FRAME immer 0, dann 1, 2, 3 usw.
  3. ANSICHT / ANIMIEREN...

  4. Zunächst wird angegeben, welche (ganzzahligen) Werte FRAME annehmen kann und wie schnell die fertige Animation ablaufen soll (FRAME/s)
    Anschließend wird mit der Maus ein Rahmen um die darzustellende Grafik und eventuell darzustellende Variablenwerte (z.B. R=      ) gezogen. Nun kann die Animation durchgeführt werden.(®Animieren)
    Der Ablauf der Animation kann über das Symbol  noch weiter gesteuert werden.
  5. Abspeichern der Animation als ___.AVI - Datei (®Speichern unter...)

  6. Ermöglicht das Einbauen der Animation auf Knopfdruck in die Datei oder auch den Aufruf in Fremddokumenten.
    (Der Komprimierungsgrad kann über die Optionen eingestellt werden)
  7. Aufruf einer existierenden Animation erfolgt über ANSICHT / WIEDERGEBEN.

  8. Es erscheint ein Fenster, das Öffnen einer AVI-Datei erfolgt über das Symbol 
  9. Man kann aber auch eine Animation als Objekt in ein Mathcad-Dokument einbinden:

  10.     Þ PACKAGER.EXE aufrufen (steht im WIN95/WIN98-Verzeichnis)
        Þ die __.AVI- Datei über DATEI / IMPORTIEREN einbinden.
        Þ BEARBEITEN / PAKET kopieren
        Þ Einfügen des Objektes in Mathcad:BEARBEITEN / INHALTE einfügen / Paket Object
Auf der nächsten Seite ist eine mögliche Umsetzung des Beispiels in Mathcad angegeben.
 

3) Umsetzung in EXCEL

Eine Animation in Excel läßt sich am einfachsten über Bildlaufleisten verwirklichen. Es ist dabei NICHT erforderlich, mit Visual-Basic zu arbeiten. Im Folgenden soll eine schrittweise Anleitung zum Erstellen des Arbeitsblattes gegeben werden. Das Ergebnis soll etwa folgendermaßen aussehen.

Vorgangsweise:

HINWEIS: Der EXCEL-File enthält in einem eigenen Arbeitsblatt auch einen Vergleich mit dem schiefen Wurf bei Berücksichtigung des Luftwiderstandes. Hier können noch wesentlich mehr Parameter verändert werden. Die verwendeten Formeln sind im Arbeitsblatt ersichtlich. 4) Ein kurzer Vergleich aus meiner Sicht:

Beim TI-92 erscheint die Durchführung einer Animation am aufwendigsten. Die Vorgangsweise ist auch nicht allzu flexibel, weitere Eingriffs- und Gestaltungsmöglichkeiten sind eher dürftig. Aber immerhin ist eine derartige Animation möglich, es handelt sich ja schließlich um einen Taschenrechner!

Animationen in Mathcad erlauben eine optimale Verknüpfung zwischen errechneten Werten und der Grafik. Die abgespeicherten AVI-Files können auch leicht in anderen Paketen (z.B. einer Powerpoint-Präsentation) integriert werden. Allerdngs kann nur eine "FRAME"-Variable definiert werden, der Ablauf der Animation kann daher stets nur in Abhängigkeit von einer veränderlichen Größe erfolgen.

Den zuletzt angeführten Nachteil hat man in EXCEL nicht. Es können beliebig viele Bildlaufleisten verwendet werden. Von der didaktischen Seite erscheint mir daher die EXCEL-Animation am interessantesten zu sein. Allerdings steckt natürlich kein Computeralgebrasystem dahinter, daher ist eine Verknüpfung mit Berechnungen nicht so einfach wie in Mathcad möglich.