Markus Hörhager,
HTL Jenbach
Erfahrungen mit der ersten Matura nach dem Schulversuch
neuer Verordnung an der HTL-Jenbach |
Kurzzusammenfassung:
In diesem Erfahrungsbericht über die Durchführungder Matehmatikklausur
an der HTL Jenbach wird die mit den Schülern erarbeitete Themenliste
präsentiert und exemplarisch 4 Maturaaufgaben angegeben, allerdings
nur die Problemstellungen. Die Lösungen können der AMMU Homepage
entnommen werden. Bei zusätzlichen Fragen können Sie sich via
email an mich wenden.
Persönliche Bemerkungen zur Klausur:
Um es vorwegzunehmen, die Erfahrungen mit der Klausurarbeit aus angewandter
Mathematik waren sehr positiv. Der Einsatz des Computeralgebraprogramms
Mathcad und der Tabellenkalkulation Microsoft Excel ermöglichte die
Behandlung interessanter Problemstellungen im Rahmen der schriftlichen
Klausurarbeit und wurde auch von Schülerseite mit Begeisterung befürwortet.
Die Verwendung dieser Werkzeuge mußte natürlich entsprechend
im Mathematik- und/oder EDV-Unterricht erlernt bzw. erarbeitet werden.
Ein Vorteil war, die Klasse in mehreren anderen Gegenständen unterrichten
zu können, wie z.B. Meß- und Regelungstechnik, Qualitätssicherung,
Physik, Elektrotechnik und EDV. Dadurch konnten leicht Querverbindungen
hergestellt werden.
Im Laufe der Jahre kristallisierte sich eine Themenliste heraus, die
mit den Schülern, beginnend im 3. Jahrgang, erarbeitet wurde:
Bericht:
Mathematik mit technischen Anwendungen
Mögliche Themen zur schriftlichen Klausurarbeit
Erlaubte Hilfsmittel: Formelsammlung, Tabellen und Nomogramme,
Computer
Aus dem Gebiet der Qualitätssicherung (alle dürfen
unter Zuhilfenahme von Mathcad gelöst werden)
-
Verteilungsfunktionen der Qualitätssicherung (VERTEIL.MCD)
-
Analyse und Auswertung normalverteilter/exponentialverteilter Meßdaten
(RNDNORM.MCD, RNDEXPO.MCD)
-
SPC-Entwurf von Regelkarten (QRKXQ.MCD, QRKS.MCD, SPC.MCD, WILRICH.MCD)
-
Stichprobensysteme, Operationscharakteristiken einer n-c-Stichprobenprüfung
bestimmen
(STICHPRB.MCD, DOPPELST.MCD)
-
Lebensdaueruntersuchung (LEBENSDA.MCD)
-
Statistische Tests (c2-Anpassungstest
bei Auswertung von Zählraten, STATTEST.MCD, Prüfung auf Normalverteilung
PRÜFNORM.MCD)
Aus dem Gebiet der Meßtechnik allgemein (Mathcad-Anwendungen)
-
Lineare und nichtlineare Regression anhand einer Temperaturmeßfühlerkurve
(FUEHLER.MCD, EXPOREGR.MCD)
-
Lineare Interpolation und Splineinterpolation von Meßdaten anhand
einer Fieberkurve (INTERPOL.MCD, LAGRANGE.MCD, FIEBER.MCD*)
-
Statistische Auswertung von Meßdaten (siehe QS Beispiele RNDNORM.MCD,
RNDEXPO.MCD)
Aus dem Gebiet des Maschinenbaus und der Mechanik (Mathcad-Anwendungen)
-
Getriebeanalyse (z.B. a-x und v-x Diagramm einer Hobelmaschine bestimmen
oder Maltesergetriebe GETRIEBE.MCD)
-
Bestimmung von Biegemomenten- und Querkraftverlauf von Trägern (BIEGE1.MCD*,
BIEGE2.MCD, BIEGE3.MCD)
-
Knickprobleme (KNICKUNG.MCD, GALERKIN.MCD)
-
Erzwungene und freie Schwingungen (ERZWSCHW.MCD, ERZWSCH2.MCD, ERZWSCH3.MCD,
KOPPEL.MCD, KOPPEL2.MCD)
-
Berechnung ballistischer Kurven (BALLIST.MCD)
-
Bewegung eines nichtlinearen Schwingers (SCHWING.MCD)
-
Schwingungsanalyse eines Kurbeltriebes anhand des Tangentialkraftdiagramms
(KURBEL.MCD)
Aus dem Gebiet der Elektrotechnik und Regelungstechnik (Mathcad-Anwendungen)
-
Wheatstonebrücke zur Messung von mechanischen Spannungen (WHEATSTO.MCD)
-
Spitzenweggleichrichter (DIODE.MCD)
-
Frequenzspektren von periodischen Signalen ermitteln (FOURIER.MCD)
-
Frequenzgang bestimmen (RLC-Bandpass RLC_BP.MCD)
-
Führungsverhalten eines Regelkreises untersuchen (PT1-P.MCD, PT1-I.MCD,
REGELKR2.MCD)
-
Störungsverhalten eines Regelkreises untersuchen (REGELKR1.MCD)
-
Simulation von Regelungsvorgängen im Zeitbereich (REGELIT.MCD)
-
Numerische Lösung der Zustandsgleichungen (PT2GLIED.MCD, PT3-PI.MCD)
-
Einschaltvorgänge beim Transformator (TRAFO.MCD)
Aus dem Gebiet der Betriebswirtschaft
-
Lineare Optimierung mittels Simplexalgorithmus und/oder EXCEL-Solver (LINOPT.XLS)
-
Transportprobleme optimieren mittels Simplexalgorithmus und/oder EXCEL-Solver
(TRANSPRT.XLS)
-
Standortproblem für ein Zentrallager lösen können (LAGER.XLS,
Steiner-Weber-Problem STEINER.MCD, STEINER2.MCD)
-
Zinssatz einer Zusatzpension mit Zielwertsuche bestimmen (PENSION.XLS)
-
Kreditrückzahlung (Lösen von Differenzengleichungen, KREDIT.MCD)
-
Einsatzbereitschaft von Maschinen ermitteln (MASCHINE.MCD)
Aus dem Gebiet der Naturwissenschaften
-
Iterative Lösung von Bewegungsgleichungen (z.B. Bewegung von Ladungen
in E-, B-Feldern, LORENTZ.MCD)
-
Diskussion von Umweltmodellen (UMWELT.MCD)
-
Radioaktive Zerfallskette, analytische Lösung von linearen Differentialgleichungssystemen
(ZERFALL.MCD)
-
Analyse der Bahnbewegung der Sonne für die Analyse der Nachführung
einer Solaranlage (SOLAR2.MCD)
Aus dem Gebiet der Mathematik
-
Kurvendiskussion (FUNKTION.MCD)
-
Extremwertaufgaben (EXTREM.MCD)
-
Durchhang einer Kettenlinie bestimmen (SEIL1.MCD)
-
Methode der kleinsten Fehlerquadrate anhand der Rundheitsüberprüfung
von Rohren (CIRCOPTI.MCD)
-
Stetige Approximation von Funktionen (STETAPPR.MCD)
-
Numerische Lösung nichtlinearer Differentialgleichungen und Differentialgleichungssystemen
mittels Runge-Kutta-Methode RUNGE.MCD, DGLSYS1.MCD (Räuber Beute Modell)
-
Diskretisierungsfehler bei der numerischen Lösung von Differentialgleichungen
(DISKRET.MCD)
Im Folgenden möchte ich Ihnen exemplarisch ein paar Aufgaben aus den
beiden 5. Jahrgängen, Abteilung Wirtschaftsingenieurwesen, präsentieren.
Jeder Jahrgang erhielt dabei 3 Aufgaben, die in einer Zeit von 5 vollen
Stunden mittels Computer gelöst werden mußten. Dabei wurde aber
nicht das "Werkzeug" Mathcad oder Excel vorgeschrieben. Auch eine Lösung
"zu Fuß" mit Bleistift und Papier ist natürlich möglich
(vgl. Sie z.B. HW5b-Aufgabe 2). Im heurigen fünften Jahrgang möchte
ich, da einige Schüler den TI92 besitzen, auch diesen als Alternative
in die Wahl des Werkzeuges miteinbeziehen. Ich hoffe Ihnen damit einen
kleinen Einblick in die Abwicklung der Mathematikmatura an der HTL-Jenbach
gegeben zu haben.
Schriftliche Klausur aus angewandter Mathematik
HW5a-1: Regelungstechnik
Betrachten Sie nebenstehenden Regelkreis mit folgender Streckenübertragungsfunktion:
mit
Verwenden Sie als Regler einen PI-Regler:
|
 |
Untersuchen Sie das Führungs- und Störungsverhalten des Regelkreises.
Ermitteln Sie den Zeitverlauf der Regelgröße x mittels
inverser Laplacetransformation. Stellen Sie deren Verlauf in 2 Zeitdiagrammen
für folgende Reglerparameterkombinationen dar:
1.
2.
3.
4.
Bestimmen Sie aus den Zeitdiagrammen die Ausregelzeit (< 2% Abweichung
vom Endwert beim Führungsverhalten, beim Störungsverhalten
mit Störamplitude
)
und entscheiden Sie sich für den besten Regler. Welchen Nachteil hat
der schnellste Regler allerdings?
HW5a-2: Betriebswirtschaft, Ausgleichsrechnung, Kosten-
und Gewinnfunktion
Sie haben Daten (xi,Ki)
aufgenommen, die die produzierten Stückzahlen (in Einheiten von 1000
Stück) und die anfallenden Kosten (in Geldeinheiten von 1000 ATS)
repräsentieren. Die Daten finden Sie in der Datei KOSTEN.PRN vor (vgl.
auch Tabelle) und können mit der Funktion PRNLESEN von Mathcad
in eine 2 spaltige Datenmatrix eingelesen werden.
-
Setzen Sie als Fitfunktion ein Polynom 3. Grades an und ermitteln Sie jenes
Polynom, das am besten zum festgestellten Kostenverlauf paßt. Stellen
Sie die Kostenfunktion K(x) mit den Meßdaten in einem
Diagramm dar.
-
Ermitteln Sie aus der unter 1 berechneten Kostenfunktion die Durchschnittskostenfunktion
k(x), die Grenzkostenfunktion K'(x) und die
Elastizität e(x). Stellen
Sie den Verlauf dieser Funktionen in Abhängigkeit von der Stückzahl
dar. Bestimmen Sie jene Stückzahl xg, für die
die Elastizität 1 wird und interpretieren Sie dieses Ergebnis.
-
Ihre Umsätze steigen annähernd nach der Funktion
mit a = 1 und b = 5. Bestimmen Sie daraus die
Gewinnfunktion G(x), deren Maximum und die Break-Even-Punkte.
ð Verwenden Sie zur
Durchführung dieser Aufgabe entweder Mathcad oder Excel und speichern
Sie Ihre Ergebnisse in der Datei <Name>2.XLS oder <Name>2.MCD.
HW5b-3: Betriebswirtschaft, Investitionsrechnung
Bei einer Investition haben Sie die Auswahl zwischen 3 Systemen die gleiche
Einnahmen versprechen, aber unterschiedliche Anschaffungs- und Wartungskosten
verursachen.
t
|
|
|
|
|
0
|
|
400000
|
200000
|
320000
|
1
|
150000
|
35000
|
90000
|
60000
|
2
|
170000
|
38000
|
100000
|
65000
|
3
|
200000
|
42000
|
110000
|
70000
|
4
|
180000
|
47000
|
120000
|
75000
|
-
Für welche Variante entscheiden Sie sich aufgrund des Kapitalwertes
bei einem Zinsfuß von p=8%?
-
Wie groß ist der interne Zinsfuß jeder Investition? Wenn Sie
aufgrund des internen Zinssatzes Ihre Entscheidung fällen müßten,
für welche Investition würden Sie sich entscheiden?
-
Zeichnen Sie den Verlauf des Kapitalwertes in Abhängigkeit vom Zinssatz
p für alle Investitionen in ein Diagramm.
Verwenden Sie zur Durchführung dieser Aufgabe entweder
Excel oder Mathcad und speichern Sie Ihre Ergebnisse in der Datei <Name>2.XLS
oder <Name>2.MCD.
HW5b-2: Mechanik, Kinematik
Eine Lokomotive mit Waggon fährt aus dem Stillstand mit konstanter
Beschleunigung a an. Die Kupplung zwischen Lokomotive und Waggon
kann mit einer Feder mit Federkonstanten k und einem Dämpferelement
mit Dämpferkonstanten c (Dämpferkraft proportional Relativgeschwindigkeit
von Lok und Waggon) beschrieben werden.
1. Bestimmen Sie Feder- und Dämpferkraft und zeigen Sie, daß
die Bewegungsgleichung des Waggons durch
gegeben ist. l ist dabei die Ruhelänge der Feder und
die Bewegung der Lokomotive.

2. Bestimmen Sie die homogene Lösung der linearen Differentialgleichung.
3. Zur Bestimmung der partikulären Lösung verwenden Sie am
besten einen Polynomansatz.
4. Bestimmen Sie aus der allgemeinen Lösung die spezielle Lösung
zu den Anfangsbedingungen
.
Um welchen Wert wird die Feder gedehnt für
?
5. Zeichnen Sie mit Mathcad den zeitlichen Verlauf des Abstandes
von Lok und Waggon für die Parameterwerte m = 20000 kg,
a = 0.5 m/s2, l = 0.6 m, k = 200 kN/m und
unterschiedlichen Dämpferkonstanten c = 50000, 100000, ....,
250000 Ns/m. Welche Dämpferkonstante halten Sie für die am besten
passende? Für welchen c-Wert tritt der aperiodische Grenzfall
auf?
ð Speichern Sie Ihre
Ergebnisse in der Datei <Name>1.MCD.