Wilfried Rohm , HTL Saalfelden

Bericht zur Klausurarbeit
"Angewandte Mathematik und Fachtheorie"

Überblick:

Es werden zunächst die Überlegungen geschildert, welche zur Formulierung der Aufgaben-stellungen führten. Neben den Aufgabenstellungen, den Bewertungsgrundlagen und einer kurzen Nachlese wird die Bearbeitung einer Aufgabe durch einen (sehr guten) Kandidaten vorgestellt.

1. Der Weg zur schriftlichen Reifeprüfung

Der von mir betreute Jahrgang V. Elektrotechnik hatte im Schuljahr 1997/98 12 Schüler. Ich hatte den Jahrgang erst im IV. Jahrgang übernommen. Vorher wurden sie in Mathematik von einem fachlich versierten Mathematiklehrer sozusagen in klassischer Manier ausgebildet. Der Computereinsatz im Mathematikunterricht fand dabei aber nur sehr am Rande statt.

Im IV. Jahrgang wurden von mir folgende Themenblöcke behandelt, die letztlich auch das mathematische Rüstzeug für die Reifeprüfung bildeten:

Zu betonen ist, dass während des 4.Jahrganges noch nicht (nicht einmal andeutungsweise) absehbar war, dass wir mit dieser Klasse am Schulversuch "Neue Matura" teilnehmen und damit Mathematik auch im 5. Jahrgang eine Rolle spielen würde (Die Teilnahme am Schulversuch wurde erst gegen Ende des 4.Jahrganges beschlossen). Die Schüler wurden aber in diesem Jahr mit der Computeralgebra vertraut gemacht. Dabei verwendete ich DERIVE sowie teilweise auch EXCEL. Kenntnisse auf dem Gebiet der Computeralgebra wurden auch in Schularbeiten abgefragt (Motto : "Wie löst Du diese Aufgabe mit Hilfe eines Computeralgebrasystems (DERIVE) ..."), ohne dass der Computer auch wirklich dabei eingesetzt werden konnte. Es wurden aber etliche Stunden im EDV-Raum verbracht und auch bei Hausübungen auf den Einsatz des Computers (teilweise) Wert gelegt. Für die selbständige Arbeit am Computer war die durchgeführte Projektarbeit sehr wesentlich. Fazit: Man konnte am Ende des 4.Jahrganges sagen, dass die meisten Schüler DERIVE einigermaßen gut beherrschten, der Umgang mit EXCEL war vom EDV-Unterricht her ohnehin kein Problem. Für die Art und Weise, in der ich schließlich die Reifeprüfungsaufgaben formuliert habe, ist es bedeutsam, dass ich schon im IV. Jahrgang bei den Schularbeiten (die alle 2-stündig durchgeführt wurden) neben herkömmlichen Aufgaben auch sogenannte "allgemeine" Fragen gestellt habe, die auf grundlegendes Verständnis mathematischer Methoden abzielten und einen gewissen Überblick über das Gelernte verlangen. Auch ein gewisser Zusammenhang zur Fachtheorie wurde (zum Teil) bereits eingefordert. Einige Auszüge aus Schularbeitsfragestellungen mögen dies erläutern:
 
  • Erkläre die im Unterricht besprochenen Modelle zur Fehlerberechnung von Funktionen in mehreren Variablen bzw. mehreren fehlerbehafteten Größen (Erklärung, wie man zur Maximalabschätzung und zum Fehlerfortpflanzungsgesetz nach Gauß gelangt)
  • Was ist der Sinn von Transformationen ? Erkläre ferner ideenmäßig den Übergang von der (reellen) Fourierreihe zur Fourierintegraltransformation.
  • Erkläre die Vorgangsweise bei der Numerischen Fourieranalyse einer periodischen Funktion prinzipiell und schildere in den wesentlichen Zügen die Umsetzung in einer Tabellenkalkulation (EXCEL-Tabellenblatt-Entwurf)

  • [Die andere Gruppe hatte darzustellen, wie ein Amplitudenspektrum einer Fourierreihe mit Hilfe von DERIVE berechnet und dargestellt werden kann]
  • Beschreibe auf nachvollziehbare Art und Weise die Herleitung der (homogenen) Schwingungsgleichung eines Serienschwingkreises.
Im V. Jahrgang hatte ich nur 1 Wochenstunde (geblockt auf 2 Stunden 14-tägig) zur Verfügung. Ich hatte aber das Glück, auch bei Laborübungen in der Klasse zu sein, wodurch es möglich wurde, einige Stunden für die Mathematik abzuzweigen, um innerhalb kurzer Zeit auf MATHCAD als Computeralgebrasystem umsteigen zu können. Die Initiative zum Umstieg kam eigentlich von Schülern, die sich im Rahmen ihrer Projektarbeiten im IV. Jahrgang etwas mit MATHCAD beschäftigt hatten. Der Umstieg hat sich letztlich sehr gelohnt. Einige Schüler erkannten plötzlich, dass sie dieses Paket (dank seiner numerischen und graphischen Fähigkeiten und seiner optimalen Dokumentierbarkeit) sehr gut bei ihren Ingenieurprojekten einsetzen konnten. Diese Tatsache hat schließlich auch solchen Schülern, die der Mathematik im 5.Jahrgang eher ablehnend gegenüber standen, den Sinn einer "begleitenden" Mathematik nähergebracht und der ganzen Klasse einen Motivationsschub gegeben.

Der Unterricht war bis auf wenige Ausnahmen (z.B. einem kurzen Exkurs in die Informationstheorie) der Vorbereitung auf die Reifeprüfung gewidmet, was bei einer Wochenstunde auch nicht anders möglich war. Das hochgesteckte Ziel war es, einen fächerübergreifenden Unterricht zu gestalten, der einerseits wesentliche Grundlagen der Elektrotechnik zusammen mit der entsprechenden Mathematik wiederholt und andererseits auch parallel zum aktuellen Fachunterricht die dahinterstehende Mathematik durchleuchtet. Ich habe versucht, dies in 30 "Beispiele" zu fassen, die aber mehr Problemstellungen als klassische Mathematikaufgaben sein sollten. Diese wurden zum Teil als Hausübungen gegeben, im Unterricht besprochen, teilweise abgesammelt und von mir verbessert. Daraus ergab sich auch eine Grundlage zur Notengebung, es wurden keine Schularbeiten durchgeführt.

Die Beispiele sollten den Schülern auch die Richtung zeigen, in welche die Fragestellung bei der Reifeprüfung erfolgen sollte. Zu erwähnen wäre noch, dass ich den Kontakt zu unseren Technikern gesucht habe und teilweise ein fächerübergreifender Unterricht dadurch erleichtert wurde. So lud ich den Grundlagenlehrer ein, einer Stunde beizuwohnen, wo wir u.a. das Induktionsgesetz und andere Grundlagenfragen aus der Sicht eines Schülers des 5.Jahrganges wiederholen wollten. Auch der Lehrer aus Steuer- und Regelungstechnik kam einmal in meinen Unterricht, als es um die Anwendung der Laplacetransformation in der Regelungstechnik ging. Rückblickend ist zu sagen, dass man derartige Kontakte noch intensivieren könnte, man allerdings immer auch auf die Gunst des Stundenplanes (Fensterstunden,...) und natürlich das Interesse der Kollegen angewiesen ist. Empfehlenswert ist es vor allem, jene Fachbücher, welche die Schüler im Unterricht verwenden, auf brauchbares Material hin zu durchsuchen. (Beispiele: Grundlagenbücher, Bücher der Elektronik / Nachrichtentechnik / Regelungstechnik)

2. Zur Auswahl der Aufgaben für die schriftliche Reifeprüfung

Die Klausurarbeit wurde im CAD-Raum durchgeführt, wo genügend Arbeitsplätze und auch viel Platz für die Schüler vorhanden war. Wir installierten extra ein eigenes Netz, in dem jeder Schüler nur eingeschränkte Rechte hatte, sodaß ein Schwindeln nicht möglich war. Trotzdem arbeitete ich 2 Gruppen zu je 3 Beispielen (Gruppe A und B) aus. Jeder Schüler hatte die freie Wahl, 2 Beispiele zur Bearbeitung auszuwählen. (Von den 12 Schülern hatten 11 den Freigegenstand Qualitätssicherung besucht, sodaß ich bei einer Gruppe auch zu diesem Thema eine Frage stellen konnte)

Bei der Auswahl der Beispiele habe ich mich von einigen grundsätzlichen Erwägungen leiten lassen: Um den verschiedenen "Typen" von Schülern etwas entgegenzukommen, waren die Beispiele prinzipiell etwas unterschiedlich angelegt, auch wenn sie im Schwierigkeitsgrad - zumindest meiner Ansicht nach - etwa gleich waren! Auch im nachhinein betrachtet war ich mit diesen Überlegungen zufrieden, es wurde jedes Beispiel zumindest von 2 Schülern gewählt.
 
1. Beispiel: Kombiniertes Rechen- und Theoriebeispiel - das heißt, der Schüler soll damit zeigen, dass er die grundlegende, für die Fachrichtung wesentliche Theorie versteht UND anwenden kann. 

2.Beispiel: Angewandtes "Rechenbeispiel" aus der Elektrotechnik, allerdings mit wesentlichen "Interpretationselementen". 

3.Beispiel: Ein Beispiel aus der angewandten Mathematik, das insofern "mathematischer" ist, als es nicht auf die spezielle Fachrichtung zugeschnitten ist, sondern mehr oder weniger unabhängig von der Fachrichtung ist. Auch hier wird auf allgemeine Erklärungen bzw. Formulierungen Wert gelegt.

Der größte Unterschied meiner Fragestellungen zu herkömmlichen Rechenaufgaben liegt wohl darin, dass der Kandidat in allen Aufgaben nicht nur etwas "herunterrechnen" mußte, sondern gezwungen war, durch eigenständige Formulierungen sein Verständnis der mathematischen und fachtheoretischen Zusammenhänge zu bestätigen (verbale Komponente). Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich so manche Aufgabe noch etwas "freier" gestellt, doch zeigte sich in der Vorbereitungsphase, dass diese Anforderungen den Schülern so kurzfristig nicht zuzumuten waren (von wenigen Ausnahmen abgesehen).

Meine ursprüngliche Idee war es ja, zumindest eine Fragestellung als eine Art Aufsatz mit mathematisch-technischen Inhalt zu geben.

Das folgende Beispiel zeigt, wie ich mir das vorgestellt hatte. Dieses Beispiel wurde übrigens als eines der 30 Übungsbeispiele den Schülern während des Jahres als Hausübung gestellt (und im Unterricht besprochen).
 
Transformationen und ihre Anwendung in der Elektrotechnik:  Þ Erläutern Sie den Begriff und den Sinn von jenen Transformationen (allgemein), welche in der angewandten Mathematik Verwendung finden. 

Þ Erklären Sie das Grundprinzip der Ihnen bekannten Transformationen, die in der Elektrotechnik Verwendung finden und demonstrieren Sie ihre Anwendung an je einem instruktiven Beispiel (auch mit Rechnereinsatz) 

Stichworte: Symbolische Methode in der Wechselstromtechnik, 

Laplacetransformation, Fouriertransformation

 
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass eine derartige Fragestellung Sinn gibt. Aber fairer Weise müssen die Schüler natürlich schon viel früher darauf vorbereitet werden.

3. Die Fragestellungen aus "Angewandte Mathematik und Fachtheorie":


GRUPPE A: Wählen Sie 2 aus den folgenden 3 Aufgabenstellungen

 

I) Fourierreihen

1. Erklären Sie ausgehend von physikalischen Überlegungen die grundsätzlichen Ideen, wie man zur Formel der (reellen) Fourierreihe gelangt.
2. Nennen Sie zwei Beispiele für die Anwendung dieser Fourierreihen im Bereich der Elektrotechnik und erklären Sie diese.
3. Demonstrieren Sie die Berechnung einer Fourierreihe und deren Amplitudenspektrum am Beispiel einer Phasenanschnittsteuerung (mit Hilfe eines TRIACs)


4. Ist die Funktionsgleichung unbekannt, muß über Abtastwerte die Fourierreihe numerisch berechnet werden. Was ist dabei zu beachten? Berechnen Sie auf diese     Weise die Fourierreihe zu den Abtastwerten des Magnetisierungsstromes eines Trafos, die dem Schirmbild eines Oszilloskopes entnommen wurden (siehe File A_BSP1.MCD). Erklären Sie die verwendeten Formeln.

II) RLC-Tiefpaß

 

Ein RLC-Tiefpaß ist mit R = 4,7 kW ; L = 1 mH und C = 1 mF gegeben.
1. Bestimmen Sie den Amplitudengang und Phasengang der komplexen Übertragungsfunktion () und stellen Sie ihn in einem Bodediagramm dar. Berechnen Sie die Grenzfrequenz, untersuchen Sie den Einfluß des Widerstandes R und interpretieren Sie das Ergebnis.
2. Interpretieren Sie das Bodediagramm weiters hinsichtlich Resonanz bzw. Resonanzüberhöhung bei Widerstandswerten zwischen 0 W und 50 W.
3. Untersuchen Sie die Sprungantwort des oben gezeichneten Schwing-kreises auf eine Gleichspannung mit Amplitude 1 Volt und R= 20 W, L=1mH, C=1mF (mit Schaubild). Berechnen Sie ferner jenen Widerstand R, der (bei gleichbleibenden anderen Werten) zum aperiodischen Grenzfall führt (+Darstellung) und erläutern Sie die Bedeutung des aperiodischen Grenzfalles.
III) Ausgleichs- und Interpolationsfunktionen
1. Erklären Sie die Begriffe "Ausgleichsfunktion" und "Interpolationsfunktionen", schildern Sie die unterschiedlichen Möglichkeiten, die man bei der Bestimmung derartiger Funktionen hat. Nennen Sie typische Anwendungsbeispiele.
2. Eine Glühlampe stellt einen nichtlinearen Widerstand dar. Die Spannung-Strom-Kennlinie U=f(I) verläuft daher nicht geradlinig, läßt sich aber annähernd durch eine kubische Funktion vom Typ
    U = f(I) = a×I3 + b×I
    beschreiben.

    Die Unbekannten a und b sollen aus der folgenden Meßreihe nach dem Prinzip der kleinsten Quadrate ermittelt werden. Dabei soll der exakte Rechengang samt entsprechender Kommentierung dargestellt werden. Stellen Sie das Ergebnis grafisch dar.
     
    Messwerte: 
    I (in A)
    U (in V)
    0,2
    51
    0,3
    101
    0,4
    174
    0,5
    288
    0,6
    446
     
    3. Legen Sie (ebenfalls mit nachvollziehbarem Rechengang) durch die folgenden Punkte eine Polynomfunktion maximalen Grades und vergleichen Sie das Ergebnis mit anderen Interpolationsmöglichkeiten. 
    X
    Y
    10
    100
    20
    80
    30
    90
    40
    120
    50
    100
     
     


Gruppe B: Wählen Sie 2 aus den folgenden 3 Aufgabenstellungen

 

I) Laplace-Transformation und ihre Anwendung in der Elektrotechnik

Das Verhalten (ua(t) und iL(t)) eines Vierpol (siehe Skizze) soll untersucht werden. Am Eingang liege ein Rechtecksimpuls gemäß Skizze an.

1. Erläutern Sie ausgehend von diesem Beispiel die Vorteile der Anwendung der Laplace-Transformation in der Elektrotechnik.
2. Leiten Sie die wesentlichsten Elemente der Laplace-Transformation her, die Sie für dieses Beispiel benötigen.
3. Lösen Sie das Beispiel für R = 50W, L = 1mH und U0 = 10 Volt.
4. Erklären Sie die unter 3. erhaltene Lösung aus elektrotechnischer Sicht.

II) Wien-Schaltung

In der Meßtechnik und in Schaltungen zur Schwingungserzeugung findet sich die unten angegebene RC-Kombination nach Wien (Wien-Glied). Mit dieser Schaltung lassen sich Phasenverschiebungen zwischen der Eingangs- und Ausgangsspannung herstellen.
1. Stellen Sie Amplitudengang und Phasengang der komplexen Übertragungsfunktion () in einem BODE-Diagramm dar.
   Vergleichen Sie das Bodediagramm mit der Ortskurve der Übertragungsfunktion und interpretieren Sie das Ergebnis.
   (wählen Sie R=15,9 kW ; C=10 nF ; Frequenzbereich 10 – 105 Hz)
2. Bei welcher Frequenz f0 wird das Spannungsverhältnis  reell, d.h. keine Phasenverschiebung zwischen Ua und Ue ?
   Bei welcher Frequenz ist die Phasenverschiebung genau 450 ?
   Zeichnen Sie die Werte in den entsprechenden Kurven / Funktionen ein (siehe Punkt 1)
3. Zeigen Sie, daß f0 auch jene Frequenz ist, bei der der Amplitudengang maximal ist.
   Wie groß ist das Maximum ?
4. Lösen Sie das Beispiel durch symbolische Rechnung !
   (Berechnung von f0 und Berechnung des Maximums des Amplitudenganges)
   – Erklären sie, wie man aus dem Ergebnis schließen kann, wie sich das Bodediagramm bei einer Veränderung der Werte von R oder C verändert.

III) Statistische Tests / Qualitätsregelkarten

Bei einem galvanischen Prozeß werden Kontaktstifte vergoldet. Wesentliches Qualitätsmerkmal ist die Schichtdicke, die daher zukünftig mittels einer geeigneten ` Regelkarte überwacht werden soll. Dazu wurden nach optimaler Einstellung des Prozesses aus technologischer Sicht zunächst 125 Meßwerte ermittelt (Daten abrufbar unter B_Bsp3.MCD).
1. Bestätigen Sie optisch (Klasseneinteilung und Vergleich mit der Dichtefunktion) und mittels
   eines entsprechenden statistischen Tests, daß für diese Daten Normalverteilung angenommen werden kann.
2. Mit einer entsprechenden Regelkarte soll überprüft werden, ob die aus diesem Vorlauf ermittelten Schätzwerte
    für m und s stabil bleiben oder ob es Veränderungen im Lauf der Zeit gibt. Legen Sie diese Regelkarte (zunächst !)
    für einen Stichprobenumfang n=5 an und ermitteln Sie die Operationscharakteristiken dieser Karten in
    Abhängigkeit von Verschiebungen der Lage bzw. Veränderung der Prozeßstreuung.
    Demonstrieren Sie dabei die Abhängigkeit der jeweiligen Eingriffswahrscheinlichkeit vom Stichprobenumfang n.
3. Erklären Sie dieses Verhalten am Beispiel der Mittelwertkarte an Hand der verwendeten Formeln für
    Eingriffsgrenzen und Eingriffswahrscheinlichkeit.



Richtlinien für die Ausarbeitung der Beispiele: Erlaubte Unterlagen: Nicht erlaubte Unterlagen sind insbesondere:

4. Beurteilung und Ergebnisse:

Punkteverteilung:
 

Gruppe / 

Beispiel-Nr

Teilabschnitte der 

Aufgaben

Punkte Punktemaximum
A – I
1. Physik (1); Summensatz (2) ; 
    Herleitung der Formeln für a0, an, bn (3) 
2. Beispiele aus der ET (2+2) 
3. TRIAC (Fourierreihe)  
4. Abtasten (3 + 1 + 2)
6
4
4
6
 
20
A – II
1. Bodediagramm (4) + fgr / R (3) 
2. Resonanz, Resonanzüberhöhung 
3. Sprungantwort, aperiodischer Grenzfall (4+2+1)
7
6
7
20
A – III
1. Erklärungen, Anwendungen 
2. Glühlampe 
3. Interpolation (5+2)
5
8
7
20
B – I
1. Erklärungen 
2. Herleitungen 
3. Beispiel 
4. Elektrotechnische Interpretation
3
6
6
5
20
B – II
1. Bodediagramm, Ortskurve, Interpretation 
2. Phasenverschiebungen.  
3. Maximum 
4. Symbolische Rechnung + Interpretation
7
3
3
7
20
B – III
1. Klasseneinteilung, Chiquadrattest 
    Eingriffswahrscheinlichkeit xq-Karte (4) 
2. Eingriffswahrscheinlichkeit s-Karte (4) 
    Erklärung (4)
8
12
20
 

Notenschlüssel und Ergebnisse
 

Punkte Prozent Note
Ergebnis der
Reifeprüfung
0-19 Unter 50 % Nicht genügend
1
20-24 Ab 50 % Genügend
-
25-30 Ab 62,5 % Befriedigend
2
31-35 Ab 77,5 % Gut
6
36-40 Ab 90% Sehr gut
3
Anmerkungen: Für jeden Schüler habe ich ein Beurteilungsblatt ausgefüllt, das neben den Punkten fallweise einen entsprechenden Kommentar enthielt, in jedem Fall aber eine sprachliche Formulierung des Gesamteindruckes, welche als verbale Benotung bzw. Begründung angesehen werden können. Dies wurde in der Schulversuchsbeschreibung auch extra gefordert.

Einige Beispiele dazu:
 

  • Hervorragende Arbeit! Der Kandidat zeigt, dass er das mathematische Instrumentarium beherrscht und die Verbindung zur Elektrotechnik bestens herstellen kann. [® Sehr gut]
  • Der Kandidat zeigt, dass er mathematisch eigenständig denken und arbeiten kann. Erklärungen sind leider manchmal etwas zu dürftig geraten. [® Gut]
  • Ordentliche Arbeit! Bei kritischen Problemen fehlt aber etwas die mathematische Phantasie

  • [® Gut]
  • Fehlende Teile werden durch besonders schöne und elegante Darstellungen bzw. Formulierungen wettgemacht. [® Gut]
  • Leider fehlt ein wichtiger Teil einer Aufgabe, ansonsten eine ganz gute Leistung. Schwächen liegen insbesondere bei Formulierungen von Zusammenhängen. [® Befriedigend]
  • Rechentechnische Fragestellungen wurden am Computer zwar weitgehend gelöst, doch sind die elektrotechnischen Formulierungen recht matt. Wirkt teilweise etwas unkonzentriert. [® Befriedigend]
  • Mit Abstand schwächste Arbeit der Klasse. Wirkt stark verunsichert
 

5. Nachlese und Reaktionen

Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass (auf Grund meiner Beobachtungen vor der schriftlichen Klausurarbeit) alle Schüler positiv sein sollten.1 Speziell seit Beginn des zweiten Semesters war ich mit der Mitarbeit der Schüler recht zufrieden gewesen. Auch die sogenannten schwächeren Schüler hatten sich im Umgang mit MATHCAD genügend Routine angeeignet, man kann sogar sagen, dass die Programmbeherrschung bei der Reifeprüfung meine Erwartungen sogar übertraf.

Nicht ganz so zufrieden war ich mit den Kommentaren, Interpretationen und allgemeinen Herleitungen. Wie zu erwarten, hatten damit insbesondere schwächere Schüler Probleme, die sich bereits in der Vorbereitungszeit in (leichten) Unmutsäußerungen gezeigt hatten. Einige Male hatten wir daher im Unterricht über die Zielrichtung und die Sinnhaftigkeit dieser Form der Reifeprüfung diskutiert. Dazu kam, dass in dieser Klasse (obwohl so klein) sehr unterschiedliche Typen von Schülern waren – manche mit ausgeprägtem theoretischen Interesse, einige (wenige) mit der Haltung des sogenannten Praktikers: "Z´was brauch´ ma des?"

Im nachhinein betrachtet kann man sagen, dass alle Schüler mit einem gewissen Stolz ihre Leistung sahen. In verschiedenen Gesprächen wurden mir gegenüber folgende Punkte mehrfach genannt:

6. Ausschnitte aus einer Originalarbeit, die mit "Sehr gut" bewertet wurde

Auf den folgenden 5 Seiten wird (unverändert!) die Bearbeitung einer Aufgabe durch einen (sehr guten) Kandidaten vorgestellt. Es handelt sich dabei um die II. Aufgabe der Gruppe A (RLC – Tiefpass). Der Schüler hat (meiner Ansicht nach) die Aufgabenstellung (von einigen Kleinigkeiten abgesehen) hervorragend gelöst, dabei fächerübergreifend (Mathematik – Grundlagen der Elektrotechnik) argumentiert und die Grafiken gut interpretiert.

Weggelassen habe ich hier nur einen kleinen (handschriftlichen) Ausflug des Kandidaten in die Regelungstechnik (Polstellen-Nullstellen-Diagramm) UND kleinere Herleitungen auf Papier.

 

 

II) RLC-Tiefpaß:

Angaben:

   Einheiten in W, H, F

1) Bodediagramm:

Berechnung der Übertragungsfunktion F auf Zettel!

 

 

vereinfacht auf

Zur Darstellung im Bodediagramm wird 20*log|F(f)| für den Amplitudengang und arg(F(f)) für den Phasengang berechnet. Die Darstellung erfolgt über einen logarithmischen Auftrag von f auf der x-Achse.

Berechnen der Amplitude und des Phasenwinkels der Übertragungsfunktion:  

Laut Definition wird die Grenzfrequenz dann erreicht, wenn die Amplitude auf 1/sqrt(2) (® -3dB) abgesunken ist:

 

Startwert:  (aus Bodediagramm geschätzt)

 

=> Grenzfrequenz mit dem numerischen Lösungsblock given-find berechnet

Zur logarithmischen Darstellung der Frequenz wird die Hilfsvariable x eingeführt:
 
 
 
AMPLITUDENGANG: (für die dicke Linie gilt: -20dB pro Dek. bzw. -40dB pro Dek.) 
PHASENGANG: 
 

 
 
  
 
 

Interpretation:

Da dies ein TP 2.Ordnung ist, gibt es 2 Knickfrequenzen. Dadurch gibt es einen Bereich (nach der 1. Knickfrequenz), indem der Amplitudengang mit 20dB pro Dekade fällt, und einen Bereich (nach der 2. Knickfrequenz) wo der Amplitudengang mit 40 dB pro Dekade fällt.

In aperiodischen Fällen kann man diese 2 Frequenzen im Bodediagramm leicht erkennen. - Mit einer Variation von R lässt sich die Dämpfung und damit auch die Position der beiden Knickfrequenzen bestimmen.

Die beiden Knickfrequenzen sind die reellen Polstellen der Übertragungsfunktion (Nullstellenberechnung im Nenner der ÜF).

Treten komplexe Polstellen auf, macht sich dies im Bodediagramm durch eine Resonanzüberhöhung in der ÜF bemerkbar.

Dazwischen liegt die reelle Doppellösung, wo die 2 Knickfrequenzen soweit zusammengerückt sind, dass sie sich überlagern. Man kann nun den Bereich der

-20dB pro Dekade nicht mehr erkennen.

Man kann dies auch bei der Berechnung der Resonanz und bei der Sprungantwort

erkennen, aber mehr dazu in Punkt 2) und 3).

Grundsätzlich kann man sagen, daß der Widerstand die Dämpfung der Übertragungsfunktion beeinflusst.
2) Resonanz:

Resonanz entsteht dann, wenn es ein Maximum in der ÜF gibt. (nur dann, wenn die Polstelle 2 komplexe Polstellen sind. (braune Spur: Grenzfall, Berechnung unten!)    
Berechnen der Reonanzfrequenz:

es gibt ein Maximum, wenn die 1. Ableitung

des Betrags der ÜF Null wird.

hat als Lösung(en) 

 

Händisch vereinfachen: (siehe Zettel)


die Resonanzfrequenz entspricht der natürlichen Frequenz multipliziert mit einem Faktor.

natürliche Frequenz: siehe Punkt 3)

 

Man kann nun ausrechnen, ab welchem Widerstandswert eine Resonanzüberhöhung auftritt, und zwar dann, wenn die Diskriminante Null wird. Bei einem komplexen Ergebnis tritt keine Resonanz auf.

hat als Lösung(en) 

händisch verschönert: 

RresGr = 44.721

=> Eintragen des Amplitudenganges mit RresGr im obigen Bodediagramm
 

Berechnung der Amplitude der ÜF bei R=0 und f=fres:


  
 

 da der Ausdruck unter der Wurzel wegfällt!

Bei diesem Spezialfall gibt es keine (!) Dämpfung (logisch, da R=0) und deshalb tritt eine Singularität auf. MATHCAD zeigt hier leider nur einen sehr hohen Wert an.

3) Sprungantwort:

Angaben:    

Berechnung mit LAPLACE:
der transformierte Einheitssprung

die bereits transformierte Übertragungsfunktion


die Lösung im Bildbereich ist einfach die Multiplikation von F(s) mit ue(s) und muss nur noch vereinfacht werden.

erweitert auf

danach erfolgt die Rücktransformation in den Zeitbereich mit der inversen LAPLACE-Transf.

 
hat inverse Laplace-Transformation

 

Berechnung des aperiodischen Grenzfalles:
aperiodischer Grenzfall dann, wenn die Polstelle eine reelle Doppellösung aufweist. (denn das ist der Übergang von 2 komplexen zu 2 reellen Lösungen)

Dies ist der Übergang von einer schwingenden Sprungantwort zu einer aperiodischen Sprungantwort (siehe charakteristische Gleichung bei der Lösung einer Diff.-Gl. 2. Ord., wo sobald in der e-Potenz ein j vorkommt diese e-Potenz in eine sin- und eine cos-Schwingung zerlegbar ist) weitere Überlegungen auf Zettel !

 
Berechnung des Raper:
hat als Lösung(en) 

=> dies sind die 2 Polstellen !

Berechnen der Doppelpolstelle durch Null-setzen der Diskriminante:
 
hat als Lösung(en) 

 
   

D wird Dämpfungsgrad genannt.



Beim aperiodischen Grenzfall fallen die 2 Polstellen zusammen, und die 2 Knickfrequenzen im Bodediagramm von 1) fallen zusammen.

Achtung: der aperiodische Grenzfall ist nicht der Fall, bei dem eine Resonanzüber-höhung auftritt (die Diskriminante und das Ergebnis unterscheiden sich nur um den Faktor sqrt(2))

Dies ist logisch, da eine Resonanzüberhöhung auch erst bei D=1/sqrt(2) auftritt.

 

aperiodischer Grenzfall:

  Resonanzüberhöhung: